WOLF KALZ

Studie und GestaltStudie und Gestalt
Eine Werkbiographie

203 Seiten, überwiegend Farbfotos
Federsee-Verlag, Bad Schussenried 2006

 

25,00 Euro

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Einführung in die Ausstellung
„Studie und Gestalt“ von Wolf Kalz

am 10. November 2006 in der Galerie der Stadt Riedlingen.
Von Michael Noelle

 

Wolf Kalz hat in seiner Werkbiographie „Studie und Gestalt“ (2006) mit einer Fülle von Aphorismen zu „Kunst und Künstlerschaft“ von seiner Arbeit Zeugnis gegeben: „Wenn die Kunst trotz der von der Menschheit mißhandelten Welt nicht zumal Schönes erstrebt, dann taugt sie zu rein gar nichts.“ Oder: „In der Schönheit nicht nur ein Äußeres, sondern in ihr zugleich einen großen Glanz von Innen als den Abglanz des Guten sehen zu wollen, das entspricht griechisch-platonischer Philosophie, wiedergeboren und gelebt im Deutschen Idealismus als dem Streben nach dem Wahren, dem Guten und dem Schönen.“ Oder: „Der Mythos ist des Künstlers eigentlicher Quell und Auftrag zu seiner Inspiration. Er wird ihm zum Maß seiner Betrachtung der Zeit, stellt metaphorisch dar, was ist und was sein sollte.“

Sinnen und Trachten des Wolf Kalz richtet sich aber auch auf Geschichte und Politik. Hier ist ihm das Zusammenleben der Menschen, das Staatswesen und die Frage der Herrschaft wichtig. Ausdruck findet dies zumal in einer Reihe seiner diesbezüglichen Bücher, in früherer aktiver Mitarbeit in politischen Gremien, und schließlich spiegelt es sich wider im künstlerischen Werk. So entdecken wir unter dem Titel „Vom König“ Bezüge zur Herrschaft. Darauf ein gehen die Plastiken „Der König“, „Der alte König“, „Der Caesar“ und „Das Zeremonienbeil“. Mit der Staatsverfassung befassen sich die Werke „Der Leviathan“, „Das Gesetz“, „Die Macht“ und „Big Brother“ in Anlehnung an George Orwells „1984“.

Auffallend sind zumal die Torsi. Durch Torsierung erzielt der Künstler die Spannung zwischen dem Sichtbaren und dem zu erspürenden Unsichtbaren. So verdichtet der Torso den Blick und öffnet zugleich das Auge für ein Ganzes. Solches gilt zum Beispiel für die Figur der Nike, der Siegesgöttin: deren aufrechte Haltung, ihr siegreiches Vorwärtsschreiten und die Schönheit ihres Körpers. Ein gleiches gilt für die Portraits, sei es das Selbstportrait, „Der Caesar“, „Ottilie“, „Kassandra“ und „Die Norne“.

Zu den Hauptfiguren zählt sein Frühwerk „Hoheit“. Während die Figur in Holz unnahbar – eben hoheitlich wirkt, zeigt die Bronzefigur durch ihre Körperhaftigkeit das Herrschende, Befehlende. Lebendig sind demgegenüber die Figuren in Bewegung – „Balletteuse“, „Athlet“, „Ekstase“, „Tanz“, „Capriccio“, während „Betrachtung“ und „Cogito ergo sum“ innere Ruhe ausstrahlen.

Neben seinem Namensvetter finden auch Vögel und Sagentiere Eingang in sein Werk; so Fafnir, der den Nibelungenhort hütet, ferner der Rabe „Hugin“ als Odins Begleiter und „Güldenkamm“ – der Hahn in Ankündigung des kommenden Weltendes.

Eine Gruppe für sich stellen die „Steingüsse“ dar. Diese Figuren haben etwas Augenblickliches, Vorbeihuschendes an sich, wie es sich in den Gestaltungen „Melusine“, „Explosion“, „Im Aufbruch“, „Unverhoffte Begegnung“, „Thanatos“ nebst weiteren offenbart.

Mit den Skizzen und Studien sei schließlich die letzte Gruppe der Exponate genannt. Der Künstler schreibt dazu: „Der Reiz einer Skizze liegt nicht in ihrer Vollkommenheit, sondern in dem Reize, den sie auf Auge und Vorstellungsvermögen des Betrachters ausübt, das nur Angedeutete zu vervollkommnen.“ – Unter diesem Gesichtspunkt findet sich eine Sammlung von Skizzen mit Rohrfeder, Tusche und Pinsel, die einerseits menschliche Verhaltensweisen zeigen, zum anderen Hieroglyphen sind und Strukturen.

Der Künstler und Autor Wolf Kalz hat mit handwerklicher Vielseitigkeit und Bildung einen eigenen Weg gesucht und gefunden. Nicht von ungefähr findet sein Werk in Riedlingen als eine Stiftung seine Bleibe.

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